Wir sind Bettler. Das ist wahr.

Foto: Jula2812– CC BY-SA 4.0

Das letzte schriftliche Zeugnis von Luther hat er einen Tag vor seinem Tod geschrieben und die letzten Worte dieses Zettels heißen: „Wir sind Bettler. Hoc est verum (Das ist wahr).“ Ja, das ist Einsicht eines Lebens und die Einsicht vor dem Sterben. Arme Menschen sind wir. Eigene Leistung können wir nicht wirklich vorweisen. Was Gutes geworden ist, das war Geschenk. So sieht Luther auf sein Leben und sein Werk, das ja unendlich reich war. Wie viel hat er geschrieben! Wie viel hat er gepredigt und geredet und verhandelt und organisiert und ist er gewandert durch Deutschland. Und doch sieht er: Wir sind Bettler. Das ist wahr.
So in diesem Sinne können es sicher viele annehmen. Weil wir wissen, wie viel wir anderen und vor allem Gott verdanken. Und wie wenig es gibt, das ich allein nur mir und meiner Leistung zuschreiben kann.

Nehmen wir es aber einmal wörtlich und nicht in einem übertragenen Sinn, dann wird es schwierig. Ein Bettler in einem realen Sinn zu sein, das ist dann doch etwas anderes. Denn betteln ist nicht gesellschaftsfähig. Das gehört sich nicht. Das ist peinlich und lästig. Die Leute sollen arbeiten und nicht betteln. Betteln ist gegen die Menschenwürde. Jeder sollte selbst so viel erarbeiten können, dass er leben kann. Ja, so sollte es sein. Die Wirklichkeit aber sieht anders aus. Ich brauche nur einmal aus der B-Ebene des S-Bahnhofs Frankfurt-Hauptwache auf die Zeil, auf die umsatzstärksten Straße Deutschlands, zu steigen, dann bin ich schon mehreren Bettlern und Bettlerinnen begegnet. Einige kenne ich persönlich, weil ich alle vier Wochen einen Gottesdienst für Obdachlose in der Innenstadt von Frankfurt gehalten habe. Und dahin sind einige von ihnen gekommen.

Betteln ist so eine Sache. Lange habe ich es nicht mehr selber getan. Es hat schon Zeiten gegeben, da bin ich mit der Sammelbüchse losgegangen. Das war die Straßensammlung in Erfurt für die Caritas. Ich musste mich immer sehr überwinden. Ich musste alle meine Kraft und meine Mut zusammen nehmen. Aber wenn ich dann mal losgegangen war, dann habe ich allen Charme, der mir möglich war, aufgeboten und bin mit meinem schönsten Lächeln auf die Leute zugegangen und habe gesagt: „Darf ich Sie um eine Spende bitten?“ Und oft haben mir die Leute etwas gegeben. Manchmal haben sie mich beschimpft oder ausgelacht. Aber einmal kam aus so einer Truppe, die mich gerade ausgelacht hatte („Für die Kirche geben wir nix!“), eine Frau zurück und hat mir mit einem guten Wort einen Schein in die Büchse gesteckt. Das war eine sehr beglückende Erfahrung. Und überhaupt, das habe ich dabei bemerkt: Die, die etwas gegeben haben, die gingen gewöhnlich froh weiter. Die sich verweigerten, waren nachher nicht glücklicher, sondern griesgrämig. Auch die, die sich über mich lustig gemacht hatten, waren dadurch nicht froher geworden.

Warum schreibe ich das alles? Heute nehme ich hier all meinen Mut zusammen und bettle Sie an. Wir brauchen nämlich Geld für den Unterhalt unserer Homepage „Update Seele“, die Sie gerade lesen. Bisher haben wir die Kosten durch die Hilfe des Bistums Limburg bestreiten können. Es hat unser Projekt und diese Internetseite großzügig unterstützt. Jetzt geht dieses Geld langsam dem Ende zu. Wozu brauchen wir Geld? Bilder müssen gekauft werden. Der technische Service für die Seite kostet Geld. Unseren Mitarbeitern wollen wir die Unkosten erstatten. Einem Studenten wollen wir für das Einstellen der Seite etwas geben können. Wir würden sehr komfortabel mit etwa 500 Euro im Monat auskommen. Das ist unser Ziel.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass inzwischen unsere Seite jeden Monat von einigen Tausend Leuten angeschaut und auch gelesen wird. Meine sehr naive Idee ist nun, dass es ja sehr einfach wäre wenn nur einige von diesen Tausenden, uns etwas überwiesen, seien es fünf Euro oder fünfzig. Wenn Sie bis hierher gelesen haben, dann sind Sie ja schon fast gewonnen.
Selbstverständlich gibt es auch eine Spendenquittung für das Finanzamt.

Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen möchten, finden Sie eine Rubrik mit dem Titel: Update Seele unterstützen. Und es geht uns dabei nicht nur um die finanzielle Unterstützung, sondern mindestens genauso um die geistige. Und die liegt darin, dass Sie die Seite weiterempfehlen und dass Sie uns Rückmeldung geben, was verbesserungsfähig und was gut ist.

Wir sind Bettler. Das ist war.

Es grüßt Sie herzlich
Thomas Gertler SJ

 

 

 

 

 

 

 

Dass es beim Spenden tatsächlich aber um einen geistlichen Vorgang geht, das können wir bei Paulus im 2. Brief an die Korinther lesen. Er hat eine große Sammlung für die Urgemeinde in Jerusalem veranstaltet. Paulus nennt die Gemeindemitglieder die „Heiligen“, weil sie von Gott ausgewählt und damit geheiligt worden sind.

 

 

Kor 8,1 – 15

8,1 Brüder, wir wollen euch jetzt von der Gnade erzählen, die Gott den Gemeinden Mazedoniens erwiesen hat. 2 Während sie durch große Not geprüft wurden, verwandelten sich ihre übergroße Freude und ihre tiefe Armut in den Reichtum ihres selbstlosen Gebens. 3 Ich bezeuge, dass sie nach Kräften und sogar über ihre Kräfte spendeten, ganz von sich aus, 4 indem sie sich geradezu aufdrängten und uns um die Gunst baten, zur Hilfeleistung für die Heiligen beitragen zu dürfen. 5 Und über unsere Erwartung hinaus haben sie sich eingesetzt, zunächst für den Herrn, aber auch für uns, wie es Gottes Wille war. 6 Daraufhin ermutigten wir Titus, dieses Liebeswerk, das er früher bei euch begonnen hatte, nun auch zu vollenden. 7 Wie ihr aber an allem reich seid, an Glauben, Rede und Erkenntnis, an jedem Eifer und an der Liebe, die wir in euch begründet haben, so sollt ihr euch auch an diesem Liebeswerk mit reichlichen Spenden beteiligen. 8 Ich meine das nicht als strenge Weisung, aber ich gebe euch Gelegenheit, angesichts des Eifers anderer auch eure Liebe als echt zu erweisen. 9 Denn ihr wisst, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen. 
10 Ich gebe euch nur einen Rat, der euch helfen soll; ihr habt ja schon voriges Jahr angefangen, etwas zu unternehmen, und zwar aus eigenem Entschluss. 11 Jetzt sollt ihr das Begonnene zu Ende führen, damit das Ergebnis dem guten Willen entspricht – je nach eurem Besitz. 12 Wenn nämlich der gute Wille da ist, dann ist jeder willkommen mit dem, was er hat, und man fragt nicht nach dem, was er nicht hat. 13 Denn es geht nicht darum, dass ihr in Not geratet, indem ihr anderen helft; es geht um einen Ausgleich. 14 Im Augenblick soll euer Überfluss ihrem Mangel abhelfen, damit auch ihr Überfluss einmal eurem Mangel abhilft. So soll ein Ausgleich entstehen, 15 wie es in der Schrift heißt: Wer viel gesammelt hatte, hatte nicht zu viel, und wer wenig, hatte nicht zu wenig.